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AutorenbildDr. Engelbert Ruoss

Teil I - Großschutzgebiete, eine Weltmacht mit Modellcharakter

1. Was sind Modelle der Regionalentwicklung und weshalb brauchen wir sie?

Biosphärenreservate wurden vom UNESCO „Man and Biosphere“ Programm als Gebiete oder Prozesse mit „Modellcharakter“ bezeichnet. Die Kriterien beziehen sich mehrheitlich auf Prozesse oder Konzepte, die Modellcharakter aufwiesen und weniger auf holistische Strategien oder die Umsetzung von Managementplänen. An der Konferenz RIO+20 hat die UNESCO die Biosphärenreservate als Modelle der nachhaltigen Entwicklung proklamiert und die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) als Rahmenkonzept definiert. Welterbestätten und Biosphärenreservate haben also die einzigartige Konstellation von Erhalten von Natur- und Kulturerbe und der Nachhaltigen Entwicklung, die zunehmend Schlüsselfaktoren der territorialen Entwicklung darstellen.

 

Die Modelle der Regionalentwicklung dienen der Sichtbarmachung der Strategien der Erhaltung von Natur- und Kulturerbe und Landschaften sowie der nachhaltigen Nutzung der lokalen Ressourcen. Sie dienen zur Visualisierung und zum „Erleben“ von Entwicklungskonzepten und erfolgversprechenden Prozessen. Sie helfen von konkreten Beispielen zu lernen, Akteuren und Bevölkerung die Machbarkeit der Strategien zu präsentieren und diese für gemeinsame Entwicklungsziele zu gewinnen. Schwierige Zusammenhänge und komplexe Prozesse werden besser verstanden und die konkreten Resultate vor Augen geführt. Die international ausgezeichneten Gebiete sind daher besonders geeignet, nachhaltige Entwicklung als Gleichgewicht von Erhalten und Entwickeln zu experimentieren und erlebbar zu machen.

Die Wirkungskette der Modelle der Nachhaltigen Regionalentwicklung besteht aus folgenden Meilensteinen:


  • Machbarkeit und Erfolg von Nachhaltiger Entwicklung wird permanent sichtbar gemacht.

  • Anreize und Auszeichnungen helfen die Gebiete zu fördern und finanziell zu unterstützen.

  • Integrierte Regionalentwicklung und nachhaltige Entwicklung macht sich bezahlt.

  • Bevölkerung beginnt anzuerkennen, dass Nachhaltigkeit profitabel ist und die

  • Lebensqualität steigert.

  • Etablierte und bewährte Methoden werden angewandt und helfen die Prozesse zu beschleunigen.

  • Erfolgreiche Modelle werden weltweit kopiert und reproduziert.

  • Nachhaltige Entwicklung wird Priorität in Politik, Gesellschaft, sowie in der Wirtschaft und Verwaltung.

  • Nachhaltigkeit wird zum Trend und löst eine Kettenreaktion aus, und

  • ein dynamischer Veränderungsprozesses wird etabliert.


Welche Anforderungen werden an ein Modell gestellt, das von der Bevölkerung auch als solches anerkannt werden soll?


Attraktiv: Ein attraktives Modell erweckt Interesse und macht neugierig, stimuliert andere Gebiete zur Nachahmung.

Akzeptiert: Ein Gebiet/Objekt ist erst ein Modell, wenn es als solches von den Akteuren und der Bevölkerung innerhalb und außerhalb des Gebietes als solches anerkannt wird. Sie sind die Eigentümer eines lebendigen Modells, Teil dieses Lebensraums und eingebunden in die Entscheidungsprozesse.

Realistisch: Ein Entwicklungskonzept muss realistisch und machbar sein und zu konkreten Resultaten führen.

Transparent und verständlich: Ein Konzept muss verständlich und transparent sein. Ein Modell versteht es, die Komplexität einfach zu kommunizieren, damit die Veränderungen glaubwürdig werden und ein breiter Kreis der Öffentlichkeit die Prozesse versteht.

Sichtbar und zum Anfassen: Ein solches Konzept muss sichtbar und fassbar sein sowie Identität vermitteln, damit es weltweit wahrgenommen wird.

Reproduzierbar: Es muss Reproduzierbar sein, damit es in anderen Gebieten ebenfalls realisiert und den spezifischen Verhältnissen angepasst werden kann. Damit die Konzepte und Prozesse reproduziert werden können, müssen sie logisch und klar aufgebaut und methodisch nachvollziehbar sein; damit wird die Anwendung erleichtert und beschleunigt.

Messbar und permanent überwacht: Monitoring und Indikatoren zur Erfolgskontrolle sowie Schlüsseldaten müssen von Beginn weg etabliert und erfasst werden. Damit wird auch ein Vergleich und ein Benchmark ermöglicht. Dank den klaren und konkreten Erfolgszahlen wird ein Modell akzeptiert und wahrgenommen.


Eine permanente Erfolgskontrolle und Kommunikation der Resultate schafft zusätzliche Glaubwürdigkeit. Ein transparentes Changemanagement hilft die Prozesse zu verstehen und allenfalls Korrekturen vorzunehmen oder auch Limiten zu definieren.

Ruoss, E. 2017: in Alpenreisen (Luger, K & Rest, F. Hg), Studienverlag Innsbruck - Wien, p. 237 – 261 http://www.studienverlag.at/page.cfm?vpath=buecher/buchdetail&titnr=5652

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